Redebeitrag von Ralf-D. Lange zum Tagesordnungspunkt 2.1. („Olympische Spiele in Nordrhein-Westfalen“) der Ratssitzung am 27.10.2016:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren!
Nachdem sich die Bevölkerung in Hamburg klar gegen olympische Spiele in der Hansestadt ausgesprochen hat, wird nun in NRW diskutiert, dieses Megaevent in unser Land zu holen. Die RVR-Verbandsversammlung hat in seiner letzten Sitzung mit den Stimmen der großen Koalition von SPD und CDU eine Olympia-Bewerbung der Region in einer Resolution befürwortet. Die Landesregierung hat sich vorsichtiger, aber auch wohlwollend geäußert. Und nun dieser gemeinsame Antrag der FDP/Stadtgestaltern mit CDU und SPD.
Bei Licht betrachtet sind die Chancen einer erfolgreichen Olympiabewerbung bescheiden. Nicht zuletzt, weil der Deutsche Olympische Sportbund überhaupt kein Interesse an dieser Bewerbung zeigt. Da das Thema derzeit gar nicht ansteht – das Bewerbungsverfahren für die Spiele 2028 startet erst 2019 – ist klar, welchem Zweck die Debatte dient: Mit der Sportbegeisterung der Menschen in NRW und in Bochum soll Wahlkampf gemacht werden.
Aber auch wenn die Aussicht auf olympische Spiele in NRW irgendwann realistisch würde, sind wir mehr als skeptisch. Denn Olympia hat sich an praktisch allen bisherigen Austragungsorten als vergiftetes Geschenk erwiesen. Explodierende Kosten in Milliardenhöhe, untragbare Auflagen des Internationalen Olympischen Komitees, Korruptionsskandale, die Erfahrung, dass kaum etwas von dem geflossenen Geld in der Region bleibt und vieles mehr trüben die Freude über diese Veranstaltung.
Uns wundert nicht, dass der ursprüngliche Antrag ausgerechnet von der neoliberalen Fraktion FDP/Stadtgestalter kam, wurden doch bislang sämtliche Gewinne immer von privaten Unternehmen eingefahren, während die Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet worden sind. Mit den ausrichtenden Städten schließt das IOC geradezu sittenwidrige Knebelverträge. Darin müssen sich die Städte verpflichten, eine gesamtschuldnerische Haftung in unbegrenzter Höhe für sämtliche Anforderungen zur Durchführung der Olympiade zu übernehmen.
Aber auch schon eine Bewerbung oder die Vorbereitung dafür würde viel Geld kosten, welches woanders besser angelegt wäre. Unsere Alternativen zu Olympia sind direkte Investitionen für den dringend benötigten sozialen Wohnungsbau, für den sozial-ökologischen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, für die Sanierung und Neugründung von Bildungs-, Kultur- und Sporteinrichtungen und für eine nachhaltige Förderung des inklusiven Breiten- und Schulsports.
Daher sagen wir als Linksfraktion Nein zu diesem Antrag und fordern den Verzicht auf Olympiavorbereitungen zum jetzigen Zeitpunkt.